Das therapeutische Kalifat

(NZZ)

Auch in der Schweiz treten manche Politiker wie Heilpädagogen des sozialen Zusammenhalts auf. Ihre Botschaften zielen gar nicht mehr auf die Auseinandersetzung mit der Realität, sondern nur noch auf Volkserziehung.

In Westeuropa entsteht ein «therapeutisches Kalifat». Der Ausdruck stammt vom Schweizer Philosophen Michael Rüegg, gemeint ist eine neue Herrschaftsform: nicht im Namen eines Gottes oder einer Staatsmacht, sondern im Sinn einer Gesellschaftstherapie. Die Therapie einer Elite, welche die jüdisch-christlichen Wurzeln des Abendlandes abschneidet und uns im Zuge der Globalisierung befreien will vom Hemmschuh veralteter religiöser oder nationaler Identitäten.

Jede Gesellschaft braucht eine gute Elite, die aufgrund besonderer Talente für die Allgemeinheit eine Führungsrolle übernehmen kann. Hier geht es jedoch um eine Elite, die ihr politisches Mandat mit pädagogisch-moralischer Autorität gegenüber dem Wähler verwechselt. Beispiele wären der Regierungsstil in Schweden oder Deutschland, aber es gibt auch in der Schweiz Politiker, die wie Heilpädagogen des sozialen Zusammenhalts auftreten. «Die Welt ist im Umbruch, aber wir schaffen das. Wir haben keine Angst vor den offenen Grenzen unserer Solidarität.» Das sind typische Botschaften dieser Politik. «Wir lassen uns nicht verführen von Populisten. Wir kämpfen für ein besseres globales Klima, gegen Fake News, Nationalismus und Hate Crime.» Diese Botschaften zielen gar nicht mehr auf die Auseinandersetzung mit der Realität, sondern nur noch auf Volkserziehung.

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