Lesbische Psychopath*Innen
(Nebelspalter)
Wer heutzutage nicht vor der Regenbogenfarbe in die Knie geht, gilt als böser Mensch. Für die Guten und Weltoffenen gibt es nur noch die volle Zustimmung zu sämtlichen Forderungen der LGBT-Lobby, sei es «Ehe für alle», Genderstern oder Leihmutterschaft.
Von Giuseppe Gracia
Beim Gendern geht es bekanntlich darum, alle sexuellen Identitäten und Gefühlslagen miteinzubeziehen, die sich unsere wunderbar offene Gesellschaft nach Belieben vorstellen kann. Es geht darum, dass es eine weisse, heteronormative Mehrheit nicht mehr schafft, das bunte Leben jenseits traditioneller Werte zu unterdrücken. Es geht darum, in Zukunft alle Menschen und Lebensweisen zu inkludieren. In Zukunft sollen wir zum Beispiel nicht mehr bloss von supertollen, sensiblen Frauen im Vergleich zu aggressiven, toxischen Männern sprechen, sondern immer auch von den 72 anderen, supertollen Geschlechtern, die es gibt, seit Evolutionsbiologie, Neurologie und all die mühsamen (weissen) Naturwissenschaften nicht mehr zählen.
Das bedeutet auch: In Zukunft sollten wir öffentlich nicht mehr nur von sozial gestörten, wohlstandsverblödeten oder degenerierten Klimaschützern, Professoren oder Bürgern sprechen, sondern gleichberechtigt von gestörten/degenerierten KlimatikerInnen, Professor_innen und Bürgerinnen.
Nur so bekennen wir Farbe und beweisen, dass wir die Schönheit der Sprache (oder einen einigermassen akzeptablen Lesefluss) zwar schätzen, aber keinesfalls höher gewichten als die totale Inklusion.
Frauen, Transgender, Bisexuelle und alle sexuell Unklaren, Wechselhaft-Unscharfen sollen endlich das volle Recht haben, rund um die Uhr auf allen Kanälen sichtbar zu sein. In den Medien soll es nur noch so wimmeln von überforderten LehrerInnen, überbezahlten Chefredaktorinnen oder veganen Astronautinnen, ebenso wie von transsexuellen CovidiotInnen, RechtsnationalInnen oder bisexuellen Serienkillerinnen.
Ich freue mich schon, wenn die bekanntlich sehr mutigen und zeitgeistkritischen Medien, Hochschulen und Politiker demnächst wirklich alles durchgendern und unsere Verbrecher-Statistik nicht länger dem männlich-weissen Hetero-Abschaum überlassen, sondern auch die bildungsferne Rechtspopulistin und das reaktionäre Rassistin miteinbeziehen. Nicht vergessen dürfen wir natürlich die genderqueere Vergewaltigerin, die intersektionale Demokratiefeindin und die transfeminine Selbstmordattentäter*in. Sie alle gehören zu unserer Gesellschaft, genau wie pansexuelle Diktatoren und die nicht-binären Faschisten. Wer sich gegen diese längst fällige Bereicherung unseres Redens und Denkens stellt, dürfte in Zukunft ziemlich queer in der Textlandschaft stehen.
Giuseppe Gracia (53) ist Schriftsteller und Kommunikationsberater. Sein neuer Roman «Der Tod ist ein Kommunist» ist erschienen im Fontis Verlag, Basel.
Quelle: https://www.nebelspalter.ch/lesbische-psychopathinnen